Jaroslava Kropáčková
Nach einem „Mozart“-Kaffee in der Zemanova kavárna beginnen wir unseren Rundgang mit Informationen zum Thema „Kaffeehäuser in Brünn“.
Das Wesentlichste an den Kaffeehäusern ist schon in der Benennung beinhaltet. Seit jeher wurde dort vor allem Kaffe aller Sorten und Namen, schwarz und weiß, serviert, aber auch Tee, Schokolade, Punsch, Limo, Sodawasser, Mineralwasser sowie verschiedene andere Getränke. Bier wurde hier nicht vom Fass gezapft, sondern aus der Flasche gegossen, und das Selbe galt in der Regel für Wein.
Von den Gasthäusern waren die Kaffeehäuser auch dadurch unterschieden, dass die Gäste hier keine gewöhnlichen Speisen bekommen konnten, im Café bestellte sich man vor allem verschiedenstes Gebäck. Die Kaffeehäuser in der Zeit der Ersten Republik hatten nach der Gewerbeordnung auch die Möglichkeit bis um Eins geöffnet zu haben, während die Gasthäuser und Restaurants schon um Mitternacht schließen mussten.
Der eigenartige Charakter des Kaffeehauses wurde auch durch die Inneneinrichtung des Raumes geprägt. Die Tische waren meistenteils unbedeckt und klein, und ein wichtiger Bestandteil des Kaffeehauses war oft ein Spielraum für Schach, Domino und Billard. Im Kaffeehaus bot man seinen Kunden auch die inländische und ausländische Tagespresse an.
Die Brünner haben die Kaffeehäuser nicht nur besucht, sie hatten auch für ihre Geschichte sehr großes Interesse. Über die ältesten konnten sie zahlreiche Informationen in den damaligen Zeitungen und Zeitschriften erfahren, zum Beispiel im České Brno. Das erste Kaffeehaus ist demnach in Venedig im Jahre 1645 gegründet worden, das zweite in London und das dritte in Paris. In Wien sei im Jahre 1683 im eroberten Lager der Türken eine so große Menge Kaffee gefunden worden, dass dieser bald ein beliebtes Getränk geworden sei.
Auch die Anfänge der Kaffeehäuser in Brünn sind mit den Türken verbunden, das erste wurde von Achmet im Jahre 1702 gegründet, der dank der Fürsprache des Wiener Erzbischofs eine Konzession bekommen hatte.
Vorher war Kaffee selbstverständlich schon bekannt – er war aber meistens in den Durchgängen zu kaufen, wo er aus heutiger Sicht ganz einfach zubereitet wurde. Die Anlagen bestanden aus einer großen Pfanne mit glühenden Kohlen und zwei Töpfen, wo Milch und Kaffee erhitzt wurden, die dann in der Tasse gemischt wurden.
Die Entwicklung der Kaffeehauskultur in Brünn war aber rasch – in der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Brünn schon 16 Cafés und im Jahre 1900 schon 37. Sie waren meistens deutsch, nur drei von ihnen waren in tschechischen Händen.
Zu den Kaffeehäusern gehörte auch ein spezifisches Publikum. Künstler, Studenten, die Intelligenz, Beamte, Händler, aber auch die Angehörigen der höheren gesellschaftlichen Schichten, und danach kann man die Kaffeehäuser auch typisieren. Im Café Margaretenhof zum Beispiel haben sich die Mitglieder der Literarischen Gesellschaft getroffen und dort hatte seinen Sitz auch der deutsche Schachverein.
Das Café Biber am Lažanského náměstí (heute Moravské nám.) wurde nach dem Jahre 1933 ein Zentrum der deutschen Emigranten- Künstler – allerdings erst nach seiner Übersiedlung in das Dopz-Gebäude am unteren Ende des Lažanského náměstí. Heute erinnert dort, im jetzigen Kino Scala, eine Gedenktafel an die Emigranten, die in Brünn zeitweilig Asyl fanden.
Und jetzt wieder zurück zur Zemanova kavárna.
Das Gebäude, das wir jetzt sehen können, kann als das dritte Kaffeehaus hier am Koliště betrachtet werden. Zuerst stand da ein Sommerkaffeehaus namens Pavillon, das aber in den zwanziger Jahren die hohen Standards des Prestigekaffeehauses nicht mehr erreichen konnte. Deshalb war an seinem Platz ein neues Kaffeehaus, die Zemanova kavárna, gebaut worden, die aber danach dem Aufbau des Brünner Nationaltheaters im Wege stand und abgerissen wurde. Das heutige Gebäude befindet sich also etwa zwei hundert Meter abwärts im Park.
Aber mehr zur Architektur in Brünn jetzt von meinem Kollegen Vojtěch.
Quellen:
Altman, Karel. Krčemné Brno. Brno: Doplněk, 1993.
Jeřábek, Miroslav. Společenský život brněnských kaváren v době první republiky (1918 – 1938). V: Brno v minulosti a dnes 18 (2005), s. 333-354.
https://www.brnopolis.eu/2008/09/vinn-povzdech-z-kavrny-savoy.html
https://www.spilberk.cz/?pg=zobraz&co=zmizely-svet-brnenskych-kavaren