Markéta Michková
Das Projekt des Beseda-Hauses wurde von dem Wiener Architekten Theophil von Hansen für die tschechische Nationalgemeinschaft erarbeitet; realisiert wurde der Bau in den Jahren 1869-1872 durch Eduart Svoboda. In dem Bauprogramm wurde die Betonung des Nationalaspekts unterdrück, obwohl das Haus einen Festsaal und weitere Räumlichkeiten beinhalten sollte, die verschiedene Brünner tschechische Vereine beherbergen können sollten.
Zur Zeit des Projekts war Theophil von Hansen auf dem Höhepunkt seiner gesellschaftlichen und künstlerischen Erfolge. Das Beseda-Haus kann als eine eher konservative Vereinfachung seines Wiener Musikvereinsgebäudes interpretiert werden. An dem Haus ist vor allem die Fassade interessant, die einen gewissen Traum Hansens über die „griechische Renaissance“ verkörpert. Dieser Traum beruhte auf dem Grundgedanken, also auf der Vorstellung einer individualisierten und freien neohelenistischen Architektur. Sie ist klassisch und gleichzeitig schöpferisch und modern.
Dieses Gebäude wurde von den meisten Brünner Tschechen positiv angenommen; dadurch, dass sie dringend ein „Theater-Haus“ benötigten, um Aufführungen realisieren zu können, wurde der Bau des Hauses mit Begeisterung erwartet. Entscheidend war das Jahr 1869, wo ein Grundstück für das Beseda-Haus gekauft wurde und alle hofften, dass in dem neuen Haus auch das tschechische Theater seinen Sitz findet. In den Jahren 1874-1881 waren in diesem Theater Theatergesellschaften wie zB. die von Eliška Zöllnerová oder von Jan Pištěk tätig. Aus Sicherheitsgründen und wegen der Ungunst des deutschen Rathauses wurden die Vorstellungen im Beseda-Haus aber im Jahre 1881 verboten und das tschechische Theater nahm seine Tätigkeit erst wieder 1884 in dem eigenen neuen Gebäude in der Veveří-Straße auf.
Das Haus diente als kulturelles Zentrum und als Schauplatz von verschiedenen gesellschaftlichen, musikalischen, bildenden und politischen Veranstaltungen. Ihren Sitz haben hier aber auch andere Institutionen gefunden (beispielsweise eine Redaktion, eine Vorschusskasse, eine Schule, die Musikschule aber auch ein Restaurant u.a.). Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Haus von den Kommunisten konfisziert und für die Zwecke der Soldaten als Oblastní dům armády bestimmt.
Seit 1957 wird das Vereinshaus von der Staatsphilharmonie Brünn benützt und verwaltet. Es handelt sich jedoch keinesfalls um eine Alleinbenützung – unter der Verwaltung der Philharmonie blieb der Palast Sitz oder vorübergehende Wirkungsstätte mehrerer Institutionen, deren Tätigkeit es zu einem der bedeutendsten Zentren nicht nur des musikalischen, sondern auch des allgemein kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Brünn gemacht haben.
Quellen:
Karel Altman, Jiří Krmíček. Besední dům v Brně: pohled do jeho minulosti. Brno: Nadace kulturní historie, 1995.