Das Konzept des Gedächtnisortes

Juden in Brünn

Irena Dudová

 

Die Geschichte der Brünner Juden fängt 1253 an. Damals erfreuten sie sich des Schutzes des jeweiligen Herrschers als die sogenannten Untertanen der königlichen Kammer. 1454 wurden die Juden aus allen königlichen Städten ausgewiesen und mussten ihr ganzes Vermögen den lokalen Christen überlassen. Die Brünner Juden verschwinden hiermit für vier Jahrhunderte aus dem Leben der Stadt. Erst 1782 gibt Josef II das Toleranzpatent heraus: Jetzt dürfen die Juden hebräische Schulen errichten und sich an den Universitäten einschreiben, es stehen ihnen neue Berufe offen. Die Revolution 1848 beseitigt die letzten Beschränkungen und Diskriminierungen: Sie dürfen Ehen schließen, an beliebigen Orten siedeln, alle Handwerke ausüben und sich der Religionsfreiheit erfreuen. Dank der Juden entwickelt sich die Textilindustrie in Brünn stürmisch, vor allem was die Bearbeitung der Wolle angeht. Es entstehen zahlreiche jüdische Institutionen und Gebäude.

Am besten geht es der Gemeinde in der Zwischenkriegszeit. In Brünn leben in diesen Tagen um 12 000 Juden. Die kommende Kriegsapokalypse ändert jedoch alles. Nur ein paar hundert Juden der zahlenmäßig blühenden Gemeinde gelingt es, den Holocaust zu überleben. Ein neues Kapitel im Leben der Brünner jüdischen Gemeinde beginnt im Jahre 1989. Der Sturz des totalitären Regimes ermöglicht die Geburt einer neuen Chance. Die Anzahl der Mitglieder bewegt sich heute um die 300 Menschen.

 

 

In ihrer Tätigkeit konzentriert sich die Gemeinde auf drei Hauptströmungen: Vor allem ist dies die Betreuung der Senioren, zweitens das Bemühen, die historischen Denkmäler zu retten und zu erhalten, schließlich die Förderung der Jugend. Erneut wurde der Sportclub MAKKABI Brno ins Leben gerufen, dessen Mitglieder an internationalen Makkabi-Spielen und anderen Sportwettkämpfen teilnehmen. Neben den offiziellen „amtlichen“ Räumen wurde in Brünn in der Straße Kapitána Jaroše ein Kultur- und Bildungszentrum des Rabbi Feder geboren. Hier treffen sich regelmäßig Senioren, es finden hier Vorträge und Gespräche mit verschiedenen Gästen statt.

Der traditionelle jüdische Geburtstagswunsch lautet: „... und möchtest du 120 Jahre alt werden ...“. Das wünscht sich auch die heutige Brünner jüdische Gemeinde, obwohl sie schon achthundert Jahre alt ist.

 

 

 

Der jüdische Friedhof in Brno-Židenice

Als die Juden 1454 aus der Stadt Brünn vertrieben wurden, wurde ihr damaliger Friedhof demoliert und zerstört. Zurück nach Brünn durften sie erst nach den Ereignissen 1848, als ihnen ein Umzug ermöglicht wurde. Da sie in Brünn keinen einzigen Friedhof hatten, mussten sie ihre Toten in umliegenden jüdischen Gemeinden odert dort, wohin der Tote zuständig war, begraben. Deswegen haben sie ungeduldig gewartet, bis ihnen die Zustimmung erteilt wurde, eine Begräbnisstätte und eine eigene Synagoge errichten zu dürfen. Das geschah am 19. Juli 1852.

 

 

Den Friedhof in heutigem Stadteil Brno-Židenice baute man in vier Etappen. In dem ältesten Teil sind noch die Grabsteine mit typischen hebräischen Gestalten, Symbolik und Aufschriften zu sehen. Die repräsentativsten Gräber und Gruften wurden Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut.

Zu der einzigartigen Atmosphäre des Brünner Friedhofes trägt jedenfalls eine 1900 erbauts Zeremonienhalle bei, sowie ein Denkmal, das man für die 13 000 Brünner Juden baute, die während des Zweiten Weltkrieges in Konzentrationslagern ermordet wurden, und nicht zuletzt die 9000 neuzeitlichen Grabsteine, die an Juden aus Brünn erinnern und somit die jüdische Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden.

 

 

 

Quellen:

www.zob.cz

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